Inspector Wexford - 17 - Die Besucherin by Rendell Ruth

Inspector Wexford - 17 - Die Besucherin by Rendell Ruth

Autor:Rendell, Ruth [Ruth, Rendell]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-21T16:00:00+00:00


13

Kingsmarkham liegt in dem Teil von Sussex, den einst der von den Römern Regnenser genannte keltische Stamm bewohnte. Die Kolonisatoren sahen in dem Landstrich einen angenehmen Ort zum Leben, die Gegend war hübsch und nicht allzu unwirtlich, und die einheimische Bevölkerung konnte man zur Sklavenarbeit heranziehen. Die sterblichen Überreste zahlreicher weiblicher Säuglinge, die Archäologen unweit von Pomfret Monachorum ausgegraben hatten, deuteten darauf hin, daß die Römer unter den Regnensern systematisch Kindesmord verübten, um die Anzahl der männlichen Arbeitskräfte zu stabilisieren.

Neben dieser grausigen Tatsache wurde auch ein Schatz entdeckt. Niemand wußte, wer dieses riesige Geheimversteck an Goldmünzen, Statuetten und Schmuck auf den Feldern unweit von Cheriton angelegt hatte, doch deutete einiges darauf hin, daß dort einmal eine römische Villa gestanden hatte. Man kam auf den ziemlich romantischen Gedanken, daß die römische Familie, die Anfang des fünften Jahrhunderts dort gewohnt hatte, fliehen mußte und all ihre Wertgegenstände dort vergrub in der Hoffnung, eines Tages zurückzukehren und sie zu holen. Doch die Römer waren nie wiedergekommen, und statt dessen begann das finstere Mittelalter.

Ein Bauer hatte den Schatz auf seinem eigenen Land gefunden, als er einen Teil eines bis dahin als Schafweide genutzten Feldes umgepflügt hatte, um darauf Mais zur Fasanenmast anzupflanzen. Der Wert wurde mit etwas über zwei Millionen Pfund angegeben, wovon der Bauer den größten Teil erhielt. Er gab daraufhin seine Landwirtschaft auf und wanderte nach Florida aus. Die Goldstatuette einer säugenden Löwin mit ihren zwei Jungen und die beiden goldenen Armreifen, den einen mit der fein ziselierten Darstellung einer Wildschweinjagd, den anderen mit einem brünstigen Hirsch, kann man heute als »Hort von Framhurst« im Britischen Museum in London bewundern.

Das führte dazu, daß sich die Schatzsucher einfanden. Aus der Ferne sah es aus, als durchkämmten sie das Heideland und das grüne Tal mit Staubsaugern. Sie kamen mit ihren Metalldetektoren und arbeiteten stundenlang geduldig und schweigend. Die Bauern hatten nichts dagegen – in dieser Gegend gab es kaum urbares Ackerland –, und solange die Leute keinen Schaden anrichteten und die Schafe nicht verschreckten, waren sie nicht nur harmlos, sondern vielleicht sogar ein Quell ungeahnten Reichtums. Jeder erfolgreiche Schatzsucher würde seine Beute nämlich mit dem Landbesitzer teilen müssen.

Bisher hatte man jedoch nichts mehr gefunden. Das Geheimversteck mit der Löwin und den Armreifen war einmalig gewesen. Doch die Schatzsucher kamen weiterhin, und einer von ihnen war es auch, der etwas außerhalb des sonst abgesuchten Gebiets mehrmals mit seinem Detektor über eine Stelle mit kreidehaltigem Geröll gefahren war. Zuerst war er auf eine Münze gestoßen, und dann auf die Leiche eines Mädchens.

Es war an der Stelle zwischen Cheriton und Myfleet, wo das flache Hügelland begann. Eine schmale, weiße Straße ohne Zaun, Mauer oder Hecke verlief zwischen den Hügeln, und etwa zwanzig Meter vom linken Straßenrand, dort, wo der Wald begann, hatte man sie am Rand einer Baumgruppe vergraben. Das Wetter war schön gewesen, als Colin Broadley seinen Metalldetektor geführt hatte, der Boden war vom kürzlich heruntergegangenen Regen zwar noch feucht, aber nicht mehr naß. Die Bedingungen zum Graben waren ideal gewesen, und Broadley hatte nach dem Fund der Münze, wegen der sein Detektor so wild ausgeschlagen hatte, einfach weitergegraben.



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